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Doppel-CD: Saarländisches Zupforchester: Streifzüge. Fono Schallplatten GmbH, FCD 97787/88. Die
Doppel-CD bietet einen repräsentativen Querschnitt der Arbeit des Saarländischen Zupforchesters in den
Jahren von 1967 bis 1992, in denen vier verschiedene Dirigenten das Profil des Orchesters geprägt haben:
Siegfried Behrend, Marcel Wengler, Helmut Fackler und Reiner Stutz. Alle vier sind mit engagierten
Interpretationen eigener Werke vertreten: Siegfried Behrend mit dem Rumba Catalan, Marcel Wengler mit
Zwei Japanischen Liedern und Konstellationen, Helmut Fackler mit seinem Divertimento und Reiner Stutz
mit einer Verwandlung benannten Komposition. (...) Die Suite Senese von Cerrai sowie Werke von Hans Gal
(Capriccio), Konrad Wölki (Wechselspiele) und Kurt Schwaen (Abendmusik) runden das Bild dieser gelungen
Dokumentation ab. Hervorzuheben ist auch die hervorragende technische Qualität der Aufnahmen - ein Resultat
der erfolgreichen Zusammenarbeit mit dem Saarländischen Rundfunk.
Fernöstliche Klänge waren zu hören Zupforchester gastierte im Bildungszentrum der Arbeitskammer
in Kirkel (...) Aber nicht nur Fernöstliches, auch Östliches, wie die böhmischen Tänze, beziehungsweise
"Danza di Boemia" von Roland Leistner-Mayer, waren eine Sache für das Zupforchester. Anders als bei den
Stücken aus dem 18. Jahrhundert beginnt dieses Werk des 1945 geborenen Komponisten mit einem langsamen
Satz, um sich in den beiden folgenden Sätzen immer mehr zu steigern. Zurück in fernöstliche Gefilde fand
man mit Yasuo Kuwaharas Herbstlied "The Song of Japanese Autumn". Der östlichen Welt blieb man auch mit
Rafaele Calace orientalischen "Impressioni Orientali" cp. 132 treu. Oliver Kälberes "Variationen für
Zupforchester" waren ebenfalls zu hören.
Ein Gründervater der DDR-Musik Kurt Schwaen beim saarländischen Zupforchester 17.10.89, Feuilleton
(...) Das Saarländische Zupforchester wird die Zusammenarbeit mit Kurt Schwaen als Höhepunkt seiner
diesjährigen Aktivität erlebt haben. Das Resultat sechstägiger Probenarbeit mit dem achtzigjährigen
Gastdirigenten ließ sich denn auch hören. Beeindrucckend, wie diszipliniert die jungen Musiker auf Schwaens
souverän gelassenen und doch entschiedenen Gesten reagierten. Wie beweglich und genau kleine
Lautstärkeunterschiede realisiert wurden - in Schwaens "Tänzerischen Impressionen" etwa. Im permanent
umspringenden Rhythmus des "Intermezzo giocondo" setzte das gleiche lebendige Spiel angriffslustiges,
südliches Temperament frei. (...) Alles in allem bewies das Saarländische Zupforchester in diesem Konzert
professionelles Niveau und legte damit Ehre ein für eine Besetzungssparte, die im Konzertbetrieb immer noch
am Rande steht.
Markus Waldura
Die anderen Töne SZ 29.08.88 Das Saarländische Zupforchester in der Schloßkirche (...) Da ist zwar etwas
dran, aber es ist kaum die halbe Wahrheit. Bis zum Beginn des 19.Jahrhunderts waren Mandoline und Gitarre
auch Instrumente der Kunstmusik. Große Geiger wie Vivaldi, Geminiani oder Paganini waren nebenbei Gitarren-
oder Mandolinen-Virtuosen, schrieben Schulen und anspruchsvolle Kompositionen für Zupfinstrumente.
Das Saarländische Zupforchester, am Samstagabend unter der Leitung von Reiner Stutz in der Saarbrücker
Schloßkirche zu Gast, hat mit dem Zupfgeigenhansel wahrlich nichts zu tun. Disziplinierte Genauigkeit
des Zusammenspiels, Musikalität, Lockerheit und Spielfreude zeichnen das Ensemble aus. Corellis Concerto
grosso op. 6 Nr. 4 (Soli: Monika Reiter und Annerose Hümbert, Mandoline; Stefan Jenzer, Gitarre) war ein
souverän und lebendig musiziertzer Auftakt. Der Zupforchester-Klang schien in eigentlich für Streicher
komponierter Musik zuerst ungewohnt; doch seine Modulationsfähigkeit und Transparenz hat großen Reiz und
bringt ihn dem Klangideal des 18. Jahrhunderts recht nahe. (...) Folkloristische Züge in Werken des 20.
Jahrhunderts - da waren sie dann, die verdächtigen Mandolinen-Tremoli; so kultiviert feierlicch, daß die
Lagerfeuer-Sphäre fern blieb. Effektvolles Schlußstück mit spanischen Kolorit: die "Lautenschläger-Suite"
von W.Kretschmar.
Doris Döpke
Weg vom üblichen Klischee Saarländisches Zupforchester bot Kontrastprogramm (...) Auch hier brachten
Cembalo, Gitarren, Cello oder Mandolinen kaum Staunenswertes - bis auf die technische Brillanz und
Spielfreude, mit der die jungen Akteure aufspielten. Dann aber kam der harte Kontrast. Unter dem harmlos
klingenden Namen "Verwandlungen für Zupforchester und Cembalo" brachte das Ensemble ein Werk seines
Dirigenten zur Aufführung. Salopp gesprochen: Hier wurde aus den Zupfinstrumenten "rausgeholt", was in
ihnen steckt. (...) Dem "Saarländischen Zupforchester" so wie es sich an diesem Abend im Alten Rathaus
präsentierte, gelang es auf jeden Fall, "gezupfte Musik" weit weg vom üblichen Klischee zu präsentieren,
wobei es auch Traditionelles mit Bravour beherrschte. Der überfüllte Rathaussaal war jedenfalls gerechtferigt.
Nur, was ein Publikumskommentar einer älteren Dame ("schrecklich schön") zu Stutz' "Verwandlungen" genau
meinte, wird wohl ihr Geheimnis bleiben.
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