Programm |
1. g-Moll
Mit einem geschwinden, fast leichten Laufwerk beginnt der Zyklus der 24 Präludien und Fugen durch
alle Tonarten. Im Präludium, durch die lebendig, schnellen Bewegungen noch etwas kaschiert, in
seiner Aufhellung aber nicht ganz glaubwürdig, setzt sich dann in der Fuge, die ewas düstere und
depressive Farbe der Tonart g-Moll doch durch.
2. D-Dur
Festivo! Als Kontrast? Das D-Dur wirkt in seiner majestätisch frischen Charakteristik sowohl im
Präludium, auch in der Fuge mit ihrer gigueartigen fließenden Triolenbewgung jugendlich und
festlich. Der klassizistische Gestus des Präludiums erinnert irgendwie doch sehr an Strawinskis
"Apollon Musagette".
3. a-Moll
Im Präludium mit seiner weichen und fließenden Bewegung zeichnet Tedesco eine ruhige und
freundliche Herbststimmung, Die Fuge bewahrt diese Athmosphäre, und in bester Barockmanier erklingt
nun ein Thema in absteigende Quarten, das weiterhin die Wehmut mit einem heimlich versöhnenden
Aspekt verbindet.
4. E-Dur
Die harmonischen Wellenbewegungen des Präludiums lassen das E-Dur in Sorglosigkeit und Zartheit
erklingen, ehe sich dann in der Fuge ein fröhlich sprunghaftes Thema mit einem Zitat aus Edward
Griegs "Holbergsuite" verbindet, um weiterhin reine Lebensfreude zu verbreiten.
5. h-Moll
Die dunklen Triolenketten des Präludiums offenbaren eine typische h-Mollstimmung, mit einem
charakteristischen Mittelteil, der an Beethovens "Pathetique" oder Tschaikowskis "Capricco
Italienne" erinnert. Und die Fuge erscheint wie eine einzige musikalische Verbeugung an den
großen Johann Sebastian Bach.
6. Fis-Dur
Präludium und Fuge werden hier als Gegensätze wahrnehmbar. Das Präludium in seinem Charakter
eher freundlich-naiv und verträumt, wird von der sich anschließenden Fuge geradezu trocken-phantasielos
in einem arrogant-selbstgenügsamen Marsch kontrastiert.
7. cis-Moll
Mitreißend ist die Stimmung, die hier in der Schwesterntonart des E-Dur im Präludium entfacht wird.
Schwungvoll, freudig ohne jeglichen Kummer. Allerdings tauchen in der Fuge danach eine seltsam
geheimnisvolle Intimität mit einer ganz eigentümlich dekadent schimmernden Wehmut auf.
8. As-Dur
Während das Präludium mit seinem beseelten Dreierrhythmus und liebevollen Farben wie ein freundliches
Verweisen auf Cesar Francks Violinsonate wirkt, kann man danach in der Fuge das gleiche musikalische
Material in konsequenter und geradezu trocken klassizistischer Verarbeitung erleben.
9. es-Moll
Der Charakter des Präludium entfaltet sich erschöpft und hoffnungslos, wie in letzter Kraft des
Klagens vor dem ratlosen Verstummen. Aberaus dieser zutiefst resignierten Haltung enwickelt die
Fuge aus Nachdenklichkeit eine sich entwickelnde Widerstandskraft, die dann in der erreichten
wütenden Entschlossenheit wirklich überrascht.
10. B-Dur
Die Festigkeit und Tatkraft dieser Tonart läßt einen sorglosen Rumba eher etwas ironisch erscheinen.
In der Fuge wird dann der Charakter B-Dur als Marsch etwas glaubwürdiger. Allerdingsbeide Sätze sind
hier wohl eher ein recht ungleiches Paar.
11. f-Moll
Wenn in der Romantik diese Tonart eher melancholisch und mit verhaltener Klage besetzt wird, dann
dürfte der Komponist Castelnuovo-Tedesco mit diesem Präludium & Fuge in f-Moll wohl ein Paradebespiel
für die Tonartencharakteristik abgeliefert haben.
12. C-Dur
Und nunals ob alle Lasten der Welt nicht existierten, fanfarenartig und freudig erscheint das
Abschlußstück der ersten Konzerthälfte als Präludium. In der sich anschließenden Fuge wird zwar
ein nach-denklicher Aspekt hinzugefügt, aber das Unbeschwerte und die Ausgeglichenheit äußern
sich in echtem Jubel.
Pause
13. G-Dur
Die Natürlichkeit, Anmut und Zufriedenheit, die ein G-Dur in seiner Leichtigkeit ausstrahlt, kann
man im Präludium sehr schön nachvollziehen und ohne Bruch nimmt die Fuge dann den soeben
dargestellten Ausdruck auf und führt ihn in erzählender Form weiter.
14. d-Moll
wieder ein voller Kontrast zu dem Vorstück, denn die dunkle Stimmung mit dem schmerzlichem
Pathos, in pompösen Grave des Präludiums erzeugt eine Schwermut, die sich auch durch den munteren
Fluß der sich anschließenden Fuge nicht wirklich verdrängen läßt, sondern eher noch unterstreicht.
15. A-Dur
"I hear America singing"- das hier verwendete amerikanische Volkslied in seiner lebensbejahenden
und freudigen Art scheint sich optimal für einen A-Dur-Charakter anzubieten. In der Fuge wird Bela
Bartoks 2. Klavierkonzert zur alleinigen Thematik, sollte das einen Hintergrund haben?
16. e-Moll
Wie ein Sturm, unruhig und kraftvoll gebärdet sich das konfliktgeladene e-Moll im Präludium und
ohne einen Moment des Trostes erfahren zu haben, offenbart dann die Fuge in ihrer finsteren und
traurigen Unbeweglichkeit die zweite Seite einer zutiefst melancholischen Grundhaltung.
17. H-Dur
Gesteigerte Lebensfreude, ja Siegesgefühl wird dieser Tonart gern nachgesagt, und das Präludium
in seiner quirligen Beweglichkeit unterstreicht diese Elemente ganz gewiß. Auch die Fuge tut alles
in ihren Möglichkeiten stehende, die kantablen Elemente der Fröhlichkeit weiterzuführen.
18. fis-Moll
Und sollte es in der jetzt erklingenden Tonart tatsächlich einen zauberischen Schein geben? Halb
abgedunkelt? In fast schmerzlich heller Stimmung? Beide Stücke, das Präludium als auch die Fuge
versuchen tatsächlich nicht, sich von diesen Vorgaben allzuweit zu lösen.
19. Cis-Dur
Gewiß gibt es keine abgehobenere Tonart als Cis-Dur, daß jeder Ton durch ein Vorzeichen erhöht
wird, verschafft der gesamten Athmosphäre einen irgendwie schwebenden Charakter. Religiöser Dank?
Eine Weihestimmung? Tedesco unterstreicht alles noch durch permanente Verwebung von Moll und Dur.
20. gis-Moll
Druckvoll und bewegt läßt der Komponist hier den tragischen Aspekt der Tonart gis-Moll in seinem
Präludium erscheinen. Und dann in der Fuge verwendet er das gleiche Material um es in erzählender
Weise immer weiter zu verdichten und krafvoll dramatisch zum Ende zu bringen.
21. Es-Dur
Im Präludium verläßt der Komponist fast das typisch majestätische Es-Dur um in äußerst friedvollen
Tonkaskaden barockorientiert an Johann S. Bach zu erinnern. Der versöhnliche Zug des Fugenthemas,
das sich aus Dur und Moll eine recht pastorale Stimmung gibt, wird dann noch angereichert mit
Smetanas Moldau und Vogelrufen, daß die persönliche Mentalität des Komponisten Castelnuovo-Tedesco
ganz offen zutage tritt.
22. b-Moll
Auch hier vermeidet die Musik mit ihrer mephistofelischen Unfehlbarkeit ein schmerzvolles Verklären
der Dinge, denn das Präludium schillert und bewegt sich eher höhnisch in seiner Kraftbewußtheit.
Die Fuge verweist dann mit herrlich intelligenter Verarbeitung der Stimmen auf allerbeste Barocktradition.
23. F-dur
Die geringe Leidenschaft dieser Tonart erlebt der Zuhörer im anschließenden Präludium aber doch wie
einen Sprung in eine vergnügte Welt, die sich überraschend wortreich äußert. In der darauf folgenden
Fuge aber offenbart sich nun eine nach innen gerichtete und maßvoll gehaltenen Freundlichkeit.
24. c-Moll
Mario Castelnuovo-Tedesco beendet seinen großen Zyklus für 2 "wohltemperierte" Gitarren, diesen fast
aquarellhaften Bilderfolge menschlicher Stimmungen mit einem Präludium, in dem er das c-Moll in starker
Nachdenklichkeit, fast etwas bitter entfaltet. Eine merkwürdige Verwandschaft zu den ersten Tönen von
Wagners Tristanvorspiel ist ganz offensichtlich und mit welcher Konsequenz die Stimmung hier gehalten
wird, erzwingt hohe Spiritualität. Und die nachfolgende Fuge, die wiederum an ein Thema von Edward Grieg
erinnert, verläßt trotz ihrer kraftvollen Beweglichkeit nicht nicht das dunkel statisch-schicksalhafte
des C-Moll.
Johann Kaspar Mertz (1806-1856) |
aus "Nänien Trauerliedern" |
F. Sor (1778-1839) |
Fantasie E-Dur op. 54 |
Leo Brouwer (geb. 1939) |
"Per suonare a due" (1973) |
M. Castelnuovo-Tedesco (1895-1968) |
Drei Präludien und Fugen |
Reiner Stutz (geb. 1958) |
Memory für 2 Gitarren |
M. Castelnuovo-Tedesco (1895-1968) |
Zwei Präludien und Fugen |
Stephen Funk Pearson |
Pong |